Ein Stück Multi-Spezies-Stadt in Berlin

52°30'45.2"N 13°25'44.6"E

2023, Master Thesis
Lehrstuhl für Städtische Architektur
Technische Universität München

Lehrende
Prof. Dietrich Fink
Jana Hartmann
Zora Syren

Die Arbeit Städtische Biodiversität - Ein Stück Multi-Spezies-Stadt in Berlin setzt sich mit der Einbindung von Natur in die Stadtplanung auseinander. Der Betrachtungsfokus liegt dabei zum einen auf dem bisherigen Verhältnis zu wild lebenden Tieren und Pflanzen und zum anderen auf der Notwendigkeit, diese Betrachtung zu hinterfragen und ein neues Bild einer Multi-Spezies-Stadt zu schaffen. Biodiversität gilt als Grundlage eines funktionierenden und stabilen Ökosystems. Wir sind also direkt von einer hohen Artenvielfalt abhängig. Der prägende Eingriff des Menschens in die Natur, im Zeitalter des Anthropozäns, stellt uns unumgänglich vor die Aufgabe, funktionierende Natur zu gestalten. In Städten zeigt sich dabei ein Zielkonflikt zwischen Nachverdichtung und Naturgestaltung. Um diese beiden Ziele miteinander zu vereinen, werden Thesen zu dem Entwurf einer Multi-Spezies-Stadt entwickelt und diese beispielhaft an der naturnahen Gestaltung einer dichten Wohnbebauung auf der Pintsch-Brache in Berlin überprüft.

Ein wichtiger Aspekt der Multi-Spezies-Stadt ist die Dichte. Die Nachverdichtung von Städten und Sanierung von Gebäuden bedeutet einen großen Verlust von Lebensraum für Wildpflanzen und wild lebende Tiere. Wertvolle Brachflächen gehen verloren und Schlupfmöglichkeiten an Gebäuden werden geschlossen. Gleichzeitig soll die Zersiedelung des Umlandes nicht voranschreiten. Der Entwurf zeigt daher eine sehr dichte Bebauung, bei möglichst geringer Flächenversiegelung, dabei wird der menschliche Maßstab berücksichtigt, sowie Belichtung und Belüftung gewährleistet. Das Anheben des Gebäudes und der Verzicht auf ein Kellergeschoss ermöglicht die Luftzirkulation und macht den Hof für bodennahe Wildtiere zugänglich. Somit ist auch die wichtige Vernetzung von Grünflächen untereinander gewährleistet und die bestehende Ruderalfläche nördlich des Bestandsgebäudes in die neue Planung integriert . Die an diese Fläche angrenzende Brandwand wird zu einer Art künstlichem Fels umgestaltet, eine Art vertikale Ruderalfläche, die durch Versteck- und Nistmöglichkeiten, sowie Standort für Pionierpflanzen das Leben auf der Ruderalfläche fördert. Die äußere Fassade des Neubaus ist aus demselben Gedanken heraus entworfen, die leichte Abtreppung und die Ausbildung im Detail ermöglicht die Ansiedlung von Vögeln, Fledermäusen und Pionierpflanzen, die eine Substratbildung auf dem „Felsen“ fördern. Die Abtreppung der Fassaden im Hof ermöglicht die natürliche Bewässerung der Pflanztröge aller Geschosse. Zusätzlich wird überschüssiges Regenwasser des Retentionsdaches in Zisternen innerhalb der Außentreppen gespeichert und den Bewohnern, zur Bewässerung der eigenen Pflanzen auf jedem Geschoss zugänglich gemacht.